Zweite Gedenkstättenfahrt nach Dachau und in den Olympia-Park

Was Menschen Menschen antun – Gedenkstättenfahrt mit dem Fanprojekt.

Zum zweiten Mal bot das Fanprojekt am 17./18.2.2024 eine Fahrt zur Gedenkstätte im KZ Dachau und zu den Gedenkorten zum Olympiaattentat 1972 in München an. So fuhr ein mit interessierten aktiven Fans vollbesetzter Neuner zunächst nach Dachau, wo eine spannende Führung durch das ehemalige Konzentrationslager mit dem Themenschwerpunkt „Fußball im KZ“ anstand. Der Fußball spielte im Lagerleben eine überraschend wichtige Nebenrolle. Natürlich kam es den Nazis gelegen, dass sie behaupten konnten, dass es den Inhaftierten ja gar nicht so schlecht ginge, sie dürften und könnten ja sogar Fußball spielen. Klar, es sind ja auch nur über 41.000 von 202.000 Insassen direkt im Lager gestorben, an schwerer Arbeit, schlechter Nahrung und praktisch keiner medizinischen Versorgung. Viele weitere starben nach der Verlegung in die Vernichtungslager. Allerdings war der sonntägliche Fußball auf dem großen zentralen Appellplatz, der ansonsten Ort vielfältiger Schikanen und Demütigungen war, auch den Häftlingen wichtig, schenkte er ihnen doch zumindest kurze Momente der Ablenkung und Erinnerung an die Normalität, die man ihnen geraubt hatte. Es wurden Spiele veranstaltet, für die mit Plakaten geworben wurde und deren Sieger Urkunden erhielten. Selbst ein hölzerner Pokal hat sich wundersamerweise erhalten. Ein Foto, das ein Fußballspiel acht Tage nach der Befreiung des Lagers zeigt, belegt, dass der Fußball eben nicht nur zu Propagandazwecken organisiert wurde. Tief beeindruckend war eine Abteilung der Dauerausstellung, in der die sogenannten Häftlinge mit Fotos aus ihrem Leben vor der Verhaftung vorgestellt wurden. Die perfide Propaganda verfängt sogar heute, trotz allem Wissen, das wir über diese Zeit haben: Die Bezeichnung „Häftling“ sowie die Bilder in gestreifter Kleidung, die wir alle kennen, lassen unwillkürlich an anonyme Strafgefangene denken, die im Lager ausschließlich geduzt wurden und eine Nummer statt ihres Namens trugen. Dabei hatten sie alle keine Verbrechen begangen und waren ihrer Freiheit aus religiösen, rassistischen, politischen und anderen Gründen beraubt worden. Es handelte sich um Opfer, nicht um Täter!

Der zweite Tag führte auf das Münchner Olympiagelände von 1972 und dort zu den Gedenkorten des Attentats der palästinensischen Terrororganisation „Schwarzer September“ auf die israelische Mannschaft am 5.9.1972, das am Ende neun Menschenleben (acht israelische Sportler/Trainer und ein deutscher Polizist) kostete. Die sehr interessante Führung schlug einen Bogen von den Vorzeichen, die auf eine Gefährdung der israelischen Mannschaft hinwiesen (u.a. ein Anschlag auf ein jüdisches Altenheim in München zwei Jahre zuvor), über die Geiselnahme, das unfassbare Versagen der für die Sicherheit zuständigen Stellen, das tragische Ende auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck und die beschämend lange Suche nach einem angemessenen Gedenken bis hin zu den Schicksalen der einzelnen Opfer, die erst seit 2017 mit dem ausgesprochen eindrucksvollen Gedenkort zwischen Olympischem Dorf – Schauplatz der Geiselnahme – und den auch heute noch imposanten Sportstätten gewürdigt werden. Lange hat man sich auf deutscher Seite damit schwergetan, einen Platz und einen würdigen Rahmen dafür zu finden; eine vollständige Aufarbeitung hat es nie gegeben. Geradezu bizarr ist es, dass die einstige Unterkunft der israelischen Mannschaft, in der die Geiselnahme begann, heute ein Gästehaus der Max-Planck-Gesellschaft ist und lediglich eine von der jüdischen Gemeinde aufgestellte Tafel davor auf das Attentat hinweist.

Nach der Führung wurde noch das Olympiagelände erkundet, das auch heute noch erkennen lässt, dass sich die Spiele 1972 gerade von den Nazispielen 1936 abheben und ein offenes, fröhliches Fest des Sports werden sollten. Dass man die großartige Aussicht vom Olympiaberg mit den Füßen auf dem Schutt Münchens aus dem zweiten Weltkrieg genießt, gehört zu den vielen Aspekten dieser Fahrt, die nachdenklich machen.

An beiden Orten schafft die lange vergangene Zeit eine ziemliche Distanz, die bei schönstem Frühlingswetter und Vogelgezwitscher geradezu unwirklich wird. Die Verweise auf die individuellen Schicksale machten jedoch den Schrecken darüber greifbar, was Menschen Menschen antun.

Das Fanprojekt plant bereits weitere ähnliche Angebote, die in unserer Zeit wichtiger sind denn je. Auch eine Wiederholung der Fahrt nach Dachau und München ist bei entsprechendem Interesse möglich, bitte einfach beim Fanprojekt melden.

Dieser Beitrag erschien im ERWIN 104 – Wir dürfen ihn mit freundlicher Genehmigung des Autors erneut veröffentlichen

Weihnachtspause

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